Rückblick
Die künstlerische Aneignung selbst entdeckter und selbst hergestellter Erdfarben unterscheidet sich elementar von Arbeiten, die vor dem Beginn der Erdfarbprojekte entstanden sind. Vor 1996 hatte sich Klaus Zöttl einen Namen als Künstler zeitkritischer Bilder gemacht (zuletzt im Rahmen des Augsburger Friedensfestes 2012 gezeigt). Im Mittelpunkt stand stets ein brennendes Thema. Dafür verwendete und schätzte er vorwiegend gekaufte Farben und Bindemittel, auch wenn immer wieder selbst gefundene Pigmente in seiner Arbeit marginal Verwendung fanden.
"Gib mir deine Hand gegen die Angst", 1983, 100 x 75 cm, Eitempera auf Leinwand, im Besitz des Künstlers
"Bildstörung", 1984, 100 x 75 cm, Eitempra und Kasein auf Leinwand, Kunstsammlung der Stadt Augsburg
"Bumerangtriptychon", 1990, 42 x 84 cm, Mischtechnik auf Hartfaser, Sammlung J.Ender
Erdfarbprojekte
Die Erdfarbprojekte zielen nicht in erster Linie auf die Produktion von Bildern. Gleich wichtiger Teil der Projekte ist die intensive und dokumentierte Auseinandersetzung mit der Herkunft von Farbrohstoffen, deren geologische Genese, deren Materialeigenschaften, die geeignete Aufbereitung zum Pigment und dessen maltechnischen Eigenheiten.
Südfrankreich - Hérault
Vor allem im Hérault-Projekt entstanden Bildserien, die jeweils einen besonderen Aspekt thematisierten, z.B. „Pigment et liant en test“, „cartes d´identité“, „Naissance de couleur“, „La 3. dimension“, „Heautochromie“ etc.
Serie "Pigment et liant en test" (Pigment und Bindemittel im Test)
Es wurden über 30 unterschiedliche Pigmente (<80 µm) mit folgenden Bindemitteln getestet, Maße der einzelnen Miniaturen je 60 x30 mm:
Feld 1 Ganz ohne Bindemittel, nur mit Wasser angerührt – Eigenbindung?
Feld 2 Gummi arabicum, Bindemittel für Aquarell und Gouache
Feld 3 Borax-Kasein, Milchsäure, z.B. enthalten in Magerquark
Feld 4 Acryl K6 matt, Kunstharzdispersion
Feld 5 Eitempera aus dem Vollei
Feld 6 Harzöl, Leinöl mit Dammarharzlösung
Feld 7 Leinöl, das klassische Bindemittel der Ölmalerei
Feld 8 Silikatfixativ, Wasserglas
Serie "Cartes d´identité" (Identitätskarten)
Alle 120 im Hérault-Projekt dokumentierten Erdfarben mit genauen Angaben über den Fundort, geologische Situation, Beschreibung des Rohstoffs, Monat und Jahr, Nummer der Fotodokumentation, Art der Aufbereitungstechnik, Beurteilung des Pigments und Farbprobe mit Lasurverlauf von transluzent bis deckend mit einem kleinen Feld aufgestäubten Pigments. Maße je 9 x 24 cm, Bleistift, Stempel auf Büttenpapier.
Serie "Naissance de couleur" (Geburt der Farbe)
"Erde zum Leuchten bringen"
Die Möglichkeiten, die sich im Aussieben von zerkleinerten Farb-Rohstoffen in Sieblinien ergeben, reichen von sinnlich greifbarer Wahrnehmung des Rohstoffs bis zur Entmaterialisierung in feinsten Lasurschichten bei entsprechender Feinheit des Pigments.
"Naissance de couleur" 97/13 und 97/12, Alzon, 2000, je 33 x23 cm, Applikation, Malerei, Eitempera, Kasein, Acryl, Ankauf durch den Bezirk Schwaben
"Naissance de couleur" Darnieux le Haut, o.Nr. und 01/26, Rogues, 2005, je 70 x 50 cm, Applikation, Malerei, Kasein, Acryl, Eitempera auf "stabilisierter" Leinwand
"La troisième dimension" (Die dritte Dimension)
Pastoser Auftrag bis zu reliefartiger Wirkung, Verwendung von sandigen Schlämmrückständen und grobkörnigen (>120 µm) Rohstoffen, Suche nach geeigneten Bindemitteln, gesteuerte Schwundrissbildung mit quellfähigen Rohstoffen, Feinspachteln und Pinsel als Werkzeuge
12 Arbeiten, je 30 x25 cm, auf Hartfaser applizierte Leinwand
Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich alle Arbeiten dieser Serie in Sammlerbesitz
"Heautochromie"
griechisches Reflexivpronomen "heautu" = seiner selbst
griechisches Substantiv "Chroma" = Farbe
Der Begriff „Heautochromie“ wird nur für Bilder verwendet, die einen Ort ausschließlich mit den dort vorkommenden Farben portraitieren. Bisher finden sich 8 bildwürdige Orte in der Heautochromie-Serie.
Hier vier Beispiele gleichen Formats, je 90 x 80 cm, Kasein, Acryl auf
"stabilisierter" Leinwand, darüber Rohstoffdokumentation 10 x 80 cm.
"Pic St. Loup", 2001, in Privatbesitz
"Carrière de Frouzet", 2002
links: "Darnieux le Haut", 2001
recht: "Ganges-Ferrussac", 2005/06
Weitere Arbeiten
Neben den Serien entstanden autonome Bilder unterschiedlicher Formate z.B.:
"contact terrestre", 2001/2002, 80 x90 cm, Kasein, Acryl auf „stabilisierter Leinwand
Abbildung Detail "contact terrestre", in Privatbesitz
"Verwicklungen" 1997, 90 x 80 cm, Privatbesitz
o.T., 1997, 40 x 30 cm, Privatbesitz
Alle 3 Bilder ohne Titel, 1997, 40 x 30 cm, Hérault-Pigmente, Acryl auf säurefreiem Papier
"Darnieux le Haut", 2000, 90 x 80 cm, Leinwand
"Bandes", 1998, 80 x 60 cm, Privatbesitz
"Leuchtende Erde", Farbfeldmalerei 2006, je 40 x 30 cm, dazu passende Rohstoffe 9 x 9 cm
"Leuchtende Erde", Farbfelder 2007, Kasein, Acryl, Erdpigmente auf "stabilisierter" Leinwand
Farbkartenübersicht "Couleurs de terre de l´Hérault", 2003, 60 x 60 cm
La Palma (islas canarias)
Aus den bei der Vulkanfarbrecherche gewonnenen Pigmenten entstand in der Finca Suerte bei Tijarafe ein Wandbild mit den Maßen 280 x 500 cm, dazu eine in einem schmalen Objektkasten gefasste Rohstoffdokumentation.
Das diagonale Farbband mit dem La Palma Farbspektrum ergibt eine Art Sonnenuhr inner- halb eines Gebäudes. Durch ein schmales Fenster (links) fällt je nach Jahreszeit bei Sonnen- aufgang ein erster Sonnenstrahl auf eines der Farbfelder. Die Grisaille-Malerei greift für La Palma typische Themen auf (Flora, Fauna, Topographie, Petroglyphen der Gouanchen).
Wandbild Detail
Vulkanpigmente
Rohstoffe Detail
Meteoritenkrater Nördlinger Ries
Heautochromie - Skizze aus dem Projekt "Aumühle", 2006/2007, Privatbesitz
Skizze "Aumühle Ostwand", 2008, Privatbesitz
Heautochromie "Aumühle-Triptychon", 2008, 76 x 137 cm, Kasein, Eitempera und Acryl auf stabilisierter Leinwand, Privatbesitz
"Aumühle Westwand, Bunte Breccie I", 2010, 40 x 70 cm, Kasein, Acryl auf Leinwand
"Ries-Diptrychon", 2010, 40 x 60 cm, Acryl, Impaktpigmente auf Leinwand, Privatbesitz